Es ist kompliziert

Die elliptische Bahn des Mondes um die Erde schwankt zwischen einer Distanz von rund 356.000 bis 406.000 Kilometern. Priapus bezeichnet den erdnächsten Punkt dieser Bahn (Perigäum) und Lilith den erdfernsten (Apogäum). Am Priapus-Pol (Perigäum) ist der Mond der Erde somit rund 50.000 km näher als am Lilith-Pol (Apogäum).

Die mittlere Umlaufzeit von Priapus und Lilith beträgt jeweils ca. 8 Jahre und 10 Monate. Die durchschnittliche Verweildauer in einem Tierkreiszeichen liegt somit bei knapp 9 Monaten. Die Berechnung der Perigäum- und Apogäum-Durchgänge des Mondes ist aufwändig und komplex. Im Jahr 2000 erhielt Dieter Koch (gemeinsam mit Bernd Rindgen) auf dem Astrologie-Weltkongress in Zürich einen astrologischen Forscherpreis für die von ihm neu entwickelte Priapus-Lilith-Berechnung. Die daraus resultierenden Positionen von Priapus und Lilith beruhen auf Interpolationen, die den tatsächlichen astronomischen Gegebenheiten am nächsten kommen. Diese Form der Priapus-Lilith-Berechnung ist unter der Bezeichnung „interpolierte“ oder „natürliche“ Priapus-Lilith-Ephemeride mittlerweile in nahezu alle professionellen Astrologieprogramme integriert und zum allgemein verbreiteten Standard geworden. Weniger gebräuchlich sind Berechnungen, die als „mittlere” und als „wahre” Lilith bezeichnet werden. Diese Berechnungen weisen Abweichungen vom tatsächlichen astronomischen Perigäum und Apogäum auf, die bis zu 5 Grad (mittlere Lilith) bzw. 25 Grad (wahre Lilith) betragen können. Die auf unserer Webseite zum kostenlosen Download bereitgestellten Priapus-Lilith-Ephemeriden wurden mit der Astrologie-Software "Sarastro" von Peter Fraiss in Wien erstellt. Die Berechnungen basieren auf der interpolierten Priapus-Lilith-Ephemeride von Dieter Koch und dem Astrodienst Zürich (siehe Mondkräfte). Die aufgeführten Lilith-Positionen entsprechen exakt dem Apogäum, die Priapus-Positionen exakt dem Perigäum.


Lilith wandert, Priapus rast

Die Bewegung der beiden Mondextrema ist jedoch deutlich verschieden. Während Lilith, der erdfernste Punkt der Mondbahn, sich relativ gleichmäßig durch den Tierkreis bewegt und eine Schwankungsbreite von ungefähr 5 Grad zwischen Direkt- und Rückläufigkeit aufweist, kann diese Schwankungsbreite bei Priapus, dem erdnächsten Punkt der Mondbahn, bis zu 35 bis 40 Grad betragen. Priapus bewegt sich jeweils zwischen zwei und drei Tierkreiszeichen hin und her, d. h. ca. 60 Grad vor und ca. 40 Grad zurück, und verfügt damit über eine deutlich anders ausgeprägte Dynamik als Lilith. Lilith wandert, Priapus rast. In der Summe halten sich jedoch sowohl Lilith als auch Priapus in etwa gleich lange in einem Tierkreiszeichen auf. Obwohl Priapus und Lilith eine gemeinsame Achse mit zwei Polen bilden, liegen sich beide Punkte nur alle 3,5 Monate auch im Tierkreis exakt gegenüber. Dazwischen kann die Abweichung von der exakten Oppositionsstelle bis zu 30 Grad betragen, so dass beide phasenweise einen Quinkunxaspekt von 150 Grad zueinander bilden.


Keine Lilith ohne Priapus

Trotz dieser Abweichung sind beide Pole wechselseitig aufeinander bezogen und stets in einem gemeinsamen Kontext zu deuten, ähnlich der Mondknotenachse mit ihren beiden Polen aus absteigendem und aufsteigendem Mondknoten. Lilith oder Priapus einzeln zu deuten, ergibt streng genommen keinen Sinn. Dennoch wird Lilith immer noch weitgehend isoliert und nur für sich gedeutet, so als gäbe es den zugehörigen Priapus-Pol nicht. Dies wirft die Frage auf, inwieweit die bislang vorliegenden Lilith-Deutungen aufgrund der Nichtberücksichtigung von Priapus in einem nicht zu unterschätzenden Maße verzerrt, unvollständig und einseitig sind.

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